Dienstag, 25. Oktober 2011

Zwischen Plan und Chaos in der IT-Organisationsentwicklung

Das ist so eine Sache mit den organisatorischen Veränderungsmaßnahmen in der IT. Erkennen wir immer das wirklich Notwendige? Stoßen wir hier immer das Wichtige an? Und setzen wir die Maßnahmen dann richtig auf?
Ich möchte Ihnen heute Impulse für die Entwicklung Ihrer effektiven IT-Prozess-Strategie liefern:
IT-Organisation muss sich verändern. Vor 40 Jahren lag der wesentliche Effizienzhebel noch im Hardwareeinkauf. Heute machen sich 70-80% der Performance von IT-Bereichen an der Leistungsfähigkeit der eigenen Arbeitsweise, der Steuerbarkeit externer Dienstleistungen und dem optimalen Einsatz von Software fest. Benötigt werden hierfür vor allem andere Rollen, fähige Prozesse und geeignete Strukturen.
Aber welche konkreten organisatorischen Veränderungen benötigen wir nun wann in welchem Umfang? Und werden hiermit tatsächlich Verbesserungen für unsere Anwender und IT-Mitarbeiter sichtbar? Wirken unsere Maßnahmen eher zielgerichtet oder opportunistisch?
Wir brauchen einen belastbaren Umsetzungsplan für IT-Organisationsentwicklung, der unsere Optimierungsmaßnahmen im Zusammenhang behandelt und sowohl die dringlichen Lösungen als auch die nachhaltigen Veränderungen gangbar macht.
Zur richtigen Veränderungsstrategie kann das IT-Führungsteam systematisch und mit erstaunlich wenig Aufwand kommen.
Aus der Praxis leiten sich vielleicht drei besonders kritische Fragen zum richtigen Setup von Veränderungsmaßnahmen ab:
1) Strategie: 
Wie kommen wir aus der Tretmühle der vielen Einzelmaßnahmen heraus, hinter denen oft zu wenig langfristige Strategie erkennbar ist?
2) Problemorientierung: 
Wo setzen wir richtige Prioritäten, um mit knappen Ressourcen genau die Veränderungen zu treiben, die einen wesentlichen Hebel für Verbesserung liefern?
3) Veränderungsfähigkeit: 
Warum erleben wir in der Umsetzung so häufig Ernüchterung auf allen Seiten und ist das vermeidbar?
Wenn wir diese Fragen im Zusammenhang sehen, erkennen wir recht leicht, warum viele gut gemeinte Initiativen letztendlich nicht die Kraft auf die Straße bekommen. Hieraus leiten sich konkrete Anforderungen an ein effektives Vorgehen auf dem schnellen Weg zur gezielten Prozess- und Veränderungsstrategie ab.
Lesen Sie hier einfach weiter, wenn Sie mehr darüber und über unsere Methodik erfahren möchten: http://www.hisolutions.com/HiS_Statements/HiS-Statement_Stra...
Wenn Ihnen dieses Statement Impulse für Ihre erfolgreiche Arbeit liefern konnte, freue ich mich auf Ihr Feedback!

Mittwoch, 28. September 2011

Why is the Business Relationship Management Process in #ITIL 2011 not a function?


“A function is a team or group of people and the tools or other resources they use to carry out one or more processes or activities. (Quelle: ITIL 2011)”
In der Service Strategy von ITIL 2011 wird nun ein neuer Prozess beschrieben – das Business Relationsship Management. Hier werden Aufgaben des Business Relationship Managers wie folgt beschrieben:
“For many organizations, the role of the business relationship manager (BRM) was established to execute certain customer-facing activities in various processes… the BRM often represents other processes when engaged in business relationship management – for example,... service portfolio management, demand management and capacity management. Thus, it may seem unclear as to which process the BRM role is executing….Business Relationship Managers are often required to execute activities from other processes simply because of their customer-facing position (Quelle: ITIL 2011).”
Und auch noch:
“The business relationship management process... is rarely executed as a single end-to-end process (Quelle: ITIL 2011). “
Hätte man den BRM-Prozess nicht dannn auch als BRM-Funktion beschreiben können?

Mittwoch, 20. Juli 2011

ITIL V3 2011: Stärkung der Service- und Kundenorientierung – aber wohl kein Befreiungsschlag

Heute hatte ich die Gelegenheit an einem Webinar zum Titel „ITIL v4? – What’s Next?“ teilzunehmen.
Die Inhalte möchte ich hier kurz wiedergeben:
Zunächst sprach Vernon Lloyd (International Client Director bei Fox IT und Mitautor der ITIL V3 2011 Edition) über Neuheiten der ITIL V3 2011 – Edition:

Was wir erwarten können: 

  • Neue konsistente Struktur in allen Büchern
  • Neue Struktur und neue Inhalte in allen Prozesskapiteln
  • Schnittstellen zwischen Prozessen wurden erweitert

Welche Neuheiten gibt es in den einzelnen Büchern?

  • In der Service Strategy gibt es zwei neue Prozesse „Strategy Management“ und „Business Relationship Management“. Daneben wurden viele der wirren Diagramme und Abbildungen in der Service Strategy ersetzt oder herausgenommen.
  • Im Buch Service Design gibt es einen neuen Prozess "Design Coordination" und Ergänzungen im Service Catalogue Management
  • In der Service Operation und Transition wurden die Prozessdarstellungen für Change, Incident und Problem Management angepasst und das proaktive Problem Management wurde erweitert.
  • Im CSI wurde ein neues Konzept "CSI register" geschaffen, der 7-Step-Improvement-Process stellt sich nun konsistenter dar. Insgesamt wurden die Konzepte rund um den Deming Cycle, den CSI approach (bisher CSI Model) und das Knowledge Management optimiert.


Zu der im Umlauf befindlichen hohen Anzahl von 600 neuen Seiten meinte er, dass er dies aktuell nicht nachvollziehen könne. Die Gesamtzahl der Seiten nicht gestiegen sei, sondern vor allem die Kapitelzusammenstellung geändert wurde.

Stephen Mann von Forrester stellt fest, dass die ITIL-Adoption heute schon viele Organisationen überfordert. In einem Rückblick stellt er dar, dass der tatsächliche Umsetzungsfokus der ITIL V2 auf den reaktiven Support Prozessen mit nur geringer Reife auf den Delivery Prozessen lag. Er stellt fest, dass auch heute noch viele Organisationen diesen Reifesprung, der mit der Serviceorientierung der ITIL V3 einherging nicht geschafft haben und es einen eher geringen Integrationsgrad der V3-Prinzipien gibt. Sein Wunsch für eine ITIL V4 / ITIL 2015 ist daher, die Komplexität zu reduzieren und einen klaren Fokus auf Serviceintegration, Kunden- und Business-Orientierung zu legen. Die Anzahl der Prozesse sollte nicht weiter erhöht werden. Das sollte sich dann auch in den Schulungen niederschlagen, die vor allem nach Serviceorientierung gestaltet werden sollten. Insgesamt müssen die proaktiven Elemente in ITIL gestärkt werden.

Ohne, die Inhalte tatsächlich zu kennen, zeigt sich meiner Meinung nach, dass in der neuen ITIL V3 2011 Edition die strategische Ausrichtung der IT mit Blick auf Kunden und Business gestärkt wird. Inwieweit trotz konsistenterer Strukturen die Komplexität von ITIL durch neue Prozesse zunehmen wird oder der Reifesprung zum Serviceprovider hiermit einfacher gelingt, bleibt abzuwarten. 

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Lisa Perri von VMware über die Rolle des Service-Catalogues und die steigende Bedeutung in der Zukunft sprach.

Wer das Webinar anschauen möchte, kann dies hier tun.

Freitag, 15. Juli 2011

ITIL V3 2011 Edition - Key Performance Indikatoren (KPI)

Ich habe gerade auf der Website von itSMF International einige interessante Kennzahlen zur neuen ITIL V3 2011 Edition gelesen, welche jetzt Ende Juli erscheinen wird:

  • Das Gewicht der neuen ITIL-Bücher steigt von 4,459 kg auf 6,981 kg. Das sind ja gerade mal 2,522 kg oder 57 % mehr
  • Die Anzahl der Seiten erhöhen sich von 1343 auf 1959. Wenn ich noch richtig rechnen kann sind das 616 Seiten oder 46 %.
  • Das Buch Service Strategy erhält mehr als 200 zusätzliche Seiten, bei bestehenden 264 Seiten - da spare ich mal die Prozentrechnung.
  • Die übrigen Lifecyle-Bände erhalten wohl jeweils knapp 100 neue Seiten.  

Das ist doch mal eine Hausnummer - vor allem wenn ich hier diese Sätze lese:
"ITIL 2011 is an update, not a new version....
This update should not affect the tool vendors, any impact will be minor."


Nun gut - über Inhalte ist ja noch wenig bekannt, aber mir scheint es, dass es doch eine ganze Menge Neues gibt...

Dienstag, 28. Juni 2011

ITIL V3 war bisher nur die "Draft-Fassung"!

Ende Juli erscheint mit der ITIL 2011 Edition ein neues Set der kostengünstigen OGC-Bücher. Angeregt durch einen Tweet von James West als Antwort auf die marktschreierische Aussage "A great set of books just got better!" hat James Finister in seinem Blog einige Kommentare zur bisherigen ITIL V3 gepostet, die tatsächlich den Eindruck machen, als seien die bisher erhältlichen Bücher nur ein unfertiger Entwurf - ich zitiere:
'ITIL lacks  clarity and consistency amongst the five books , is difficult to read and hard for users to understand.'
'The first edition contains many inconsistencies to be removed .'
'Although these are a  great set of books there is content  that needs clarification or correction, and other topics I wish had more coverage!'
'ITIL publications require an astounding improvement . The language and descriptions are not clear and concise, and don't give  the reader a clear appreciation of the processes and stages of the ITIL lifecycle.'
 'ITIL is a useful resource but not an essential one.'
'Strategy is not accessible. It doesn't flow, it  doesn't link up to the other stages of the lifecycle .'
' ITIL Service Strategy is not an easy read. it is too theoretic and not practical.'
'Service Design. is like a 'jigsaw' puzzle without the picture on the box.'
ITIL Service Operation ' is ambiguous, and inconsistent especially around roles and responsibilities, particularly in technical management, IT operations and applications management.'
'The inclusion of proactive problem management and additional analysis techniques [in ITIL Service Operation] would be of great value.'
'Service Transition has many confusing aspects.  SKMS, CMS, CMDB  is a mystifying and unhelpful maelstrom.'
' Service Transition lacks synergy making it hard for the reader to locate like-for-like content across the process areas covered. More practical application and alignment more closely to real-world experience would be useful'
Immerhin muss man den Autoren / Rechteinhabern zu Gute halten, dass Sie wenigstens versuchen, Ihren eigenen Qualitätsmanagementprozess hier anzuwenden - auch wenn das Prizing sicher noch überarbeitet werden kann.

Samstag, 11. Juni 2011

Service Katalog einfach erklärt - eine schöne Idee

Compucom hat auf YouTube einige nette Videos veröffentlicht, die in knapp 3 Minuten einige wesentliche Konzepte des IT-Servicemanagements erklären. Hier z. B. die Rolle des Service-Katalogs:

Mittwoch, 8. Juni 2011

Seminarangebot: IT-Prozesse optimieren - Praxisseminar

Ich möchte Sie auf ein neues Seminar von Management Circle hinweisen:
An drei Terminen in 2011 befassen wir uns mit IT-Prozessen und deren Optimierungsmöglichkeiten.
Dabei geht es nicht darum, die gängigen Prozessstandards erklärt zu bekommen; Im Mittelpunkt stehen die Definition von Optimierungskriterien für IT-Prozesse und die Umsetzung von Prozessänderungen in einer Organisation. Daher nimmt das Thema "Organistorisches Change Management" auch recht breiten Raum ein. Alles weitere finden Sie im Flyer hier dargestellt:



Alle Informationen und die Anmeldemöglichkeit gibt es auf der Website von Management Circle unter diesem Link.
Die Seminare finden statt am:
  • 21. und 22. Juni 2011 in Berlin
  • 26. und 27. Juli 2011 in München
  • 20. und 21. September 2011 in Frankfurt/M.
Wer bei der Anmeldung das Codewort "HiSolutions" angibt, bekommt 100 EUR Rabatt auf den Seminarpreis.

Dienstag, 3. Mai 2011

Dissertation zum Service Level Management

Für alle Personen, die sich mit dem Thema Service Level Management befassen, habe ich eine gute Dokumentation entdeckt, die ich gerne weiter empfehle: Auf dem EPDA-Server der TU Darmstadt findet sich eine wirklich interessante und gut strukturierte Dissertation mit dem Thema "Konzeption und Management von Service-Level-Agreements für IT-Dienstleistungen". Die Arbeit ist zwar schon aus dem Jahr 2005, hat aber meiner Meinung nach kaum etwas an Aktualität und Richtigkeit verloren.
"In der vorliegenden Arbeit werden die Gestaltung und das Management von Service-Level-Agreements (SLAs) für IT-Dienstleistungen im Bereich des Systembetriebs untersucht und diskutiert. Anstoß für die Bearbeitung dieser Themenstellung gab das seit ca. 1995 erkennbar zunehmende Interesse von Unternehmen an der Nutzung dieses Instruments. Hieraus ergab sich der Wunsch der Unternehmenspraxis nach einer umfassenden, wissenschaftlich fundierten Analyse der Konzeption und des Einsatzes von SLAs im IT-Bereich. 
Das Interesse am Einsatz von SLAs kann auf die innerhalb der 90er Jahre stark gestiegene Bedeutung und Verbreitung des Einsatzes von IT-Systemen für die Abwicklung von betrieblichen Prozessen zurückgeführt werden. Betriebliche Prozesse wurden dadurch zunehmend von der Funktionsfähigkeit von IT-Systemen und damit der Qualität von IT-Dienstleistungen im Bereich des Systembetriebs abhängig. Als Konsequenz hieraus ergab sich die Notwendigkeit, die traditionell eher wenig formal geregelte Schnittstelle zwischen Einheiten, die IT-Systeme zur Erfüllung ihrer betrieblichen Aufgaben nutzen, und Einheiten, die für den Betrieb dieser Systeme verantwortlich zeichnen, klarer zu gestalten. Hierzu dient der Einsatz der in dieser Arbeit betrachteten SLAs. 
In dieser Arbeit wird die These vertreten, dass deutsche Unternehmen, die bereits SLAs für die Regelung von IT-Dienstleistungen einsetzen, dieses Instrument bisher nicht vollständig umsetzen und dadurch die Potentiale des Einsaztes von SLAs nicht ausschöpfen. Zur Überprüfung dieser These werden in der vorliegenden Arbeit zwei Ansätze verfolgt:

  1. Analyse der theoretischen Anforderungen an SLAs und deren Anwendung sowie Darstellung der Gestaltungsmöglichkeiten von SLAs für die Regelung von IT-Dienstleistungen.
  2. Untersuchung der betrieblichen Realität der Nutzung von SLAs für die Regelung von IT-Dienstleistungen und Vergleich mit den theoretischen Anforderungen.

Dementsprechend untergliedert sich die vorliegende Arbeit in zwei Teile. Der erste Teil beinhaltet eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Einsatz von SLAs. Im zweiten Teil
werden die Ergebnisse unterschiedlicher empirischer Untersuchungen zum Einsatz von SLAs in deutschen Unternehmen vorgestellt mit dem Ziel der Überprüfung oben genannter These."
Quelle: http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/epda/000570/

Die komplette Arbeit ist unter diesem Link verfügbar..

Dienstag, 29. März 2011

Interview in den itSMF Performance News

In der aktuellen Ausgabe der itSMF Performance News finden Sie ein Interview mit mir über den Arbeitskreis Öffentliche Verwaltung. Das Interview können Sie mit Klick auf das unten stehende Bild lesen, die kompletten itSMF Performance News finden sie hier.

Interview in den itSMF Performance News

Freitag, 25. März 2011

Good Practices zur Ausgestaltung der IT-Governance in der Verwaltung - Vorschlag

Wenn man sich die Studie der ISPRAT vollständig durchliest, denke ich, dass die formulierten Good Practices zur Ausgestaltung der IT-Governance in der Verwaltung im Großen und Ganzen richtig und treffend sind (siehe auch hier)

Etwas kritischer sehe ich aber die beschriebene Kompetenzverteilung im Bereich der Anwendungen sowie die Rolle der Shared Service Center. 

In Ziffer 5 wird vorgeschlagen, die Anwendungsentwicklung in den Bereich der Shared Service Center zu verlagern, da auf diese Weise "Größen- und Skaleneffekte" erzielbar seien. Gleichzeitig soll die Kontrolle der Fachanwendungen in den Ressorts verbleiben (Ziffer 6).

In der von mir beobachteten Praxis führen solche Formulierungen regelmäßig zu Problemen: Während für standardisierbare Querschnittsanwendungen durchaus die angesprochenen Skaleneffekte auftreten können, habe ich dies mit echten Fachanwendungen selten beobachtet. Vielmehr hat die dann zu bildende Schnittstelle zwischen IT- und Fachkompetenzen den möglichen Effizienzgewinn mehr als aufgezehrt. 

Mein Vorschlag wäre an diesem Punkt folgende Formulierung:

Infrastruktur- und Betriebsleistungen (Serverbetrieb, Netzbetrieb usw.) sind wo immer möglich zu standardisieren. Es wird jeweils geprüft, ob diese Standardleistungen durch staatliche oder private  Shared Servcie Center erbracht werden. Dies gilt auch für standardisierbare Querschnittsanwendungen. Der Betrieb von Fachanwendungen verbleibt in den Ressorts - unter verpflichtender Nutzung der von den Shared Service Centern bereitgestellten Standardservicekomponenten.  

Voraussetzung hierfür ist ein durchdachtes und akzeptiertes Servicekonzept im Rahmen eines funktionierenden IT-Servicemanagement.

Good Practices zur Ausgestaltung der IT-Governance in der Verwaltung

Die ISPRAT - eine Forschungskooperation zwischen Wissenschaft und Praxis - hat kürzlich eine interessante Studie veröffentlicht: In einer empirischen Untersuchung wurden mehrer Interviews in unterschiedlichen Verwaltungseinheiten geführt und ergänzende Dokumente gesichtet.  Anschließend wurden diese anhand von Leitfragen aus einer ökonomischen, organisatorischen, technischen und rechtlichen Perspektive ausgewertet. 
Neben den schon sehr interessanten deskriptiven Erkenntnissen wurden die gewonnen Erkenntnisse  verbunden mit Governance-Konzepten und ergänzenden Dokumenten. 
Hieraus haben die Autoren 10 Good Practices zur IT-Governance der öffentlichen Verwaltung in Deutschland abgeleitet:
1. Politische Verankerung des CIO
Der CIO sollte die Position eines Staatssekretärs oder hohen Verwaltungsbeamten haben, da er politisch wahrnehmbar sein muss. Er leitet einen zentralen IT-Bereich, steuert den zentralen Dienstleister und entwickelt die IT-Strategie.
2. Zuständigkeit des CIO auf IT beschränken
Der CIO muss frei von anderen Aufgaben sein. Er benötigt direkten Zugang zum Minister und die Vollmacht zur Vertretung seiner Verwaltung in allen ITBelangen. Er muss Rederecht im Kabinett haben, Kabinettsvorlagen einbringen können. Verortung: Innenministerium, Staatskanzlei bzw. analoge Ebenen von Bund und Kommunen oder Finanzministerium.

3. Unterstützung der Aufgaben des CIO durch Finanzhoheit
Der CIO muss ausreichende Finanzmittel haben, z. B. durch Positionierung im Finanzministerium oder durch Budget-Zentralisierung. Möglich ist auch die Mitzeichnungspflicht für IT-Vorhaben der Verwaltung (indirektes Budgetrecht).

4. Einführung eines strategisch ausgestalteten zentralen IT-Bereiches
Dem CIO muss ein strategisch ausgestalteter, zentraler IT-Bereich zugeordnet werden. Dieser übernimmt Querschnittsaufgaben und formuliert Richtlinien, Standards und Strategie oder unterstützt bei der Steuerung des Dienstleisters.

5. Schaffung von zentralen IT-Dienstleistern (Service Center)
Infrastrukturaufgaben, Anwendungsentwicklung und -betrieb werden zwecks Standardisierung und Effizienzgewinnen (Größen- und Skaleneffekte) von zentralen IT-Dienstleistern (Shared Service Centern) übernommen.
6. Klare Trennung der Zuständigkeit für die Bereitstellung von Leistungen (z.B. Infrastruktur) und die Nutzung von Leistungen (z.B. Anwendungen)
Die IT-Zentralisierung darf das Ressortprinzip nicht aushöhlen. Die Kontrolle über Fachanwendungen bleibt in den Ressorts. Übergreifende oder QuerschnittsAnwendungen sowie Infrastrukturaufgaben fallen in den Bereich des CIO.

7. Einführung von IT-Verantwortlichen auf Ressortebene
Zur Definition von Verantwortlichkeiten innerhalb der Ressorts wird in den Ressorts ein IT-Verantwortlicher eingeführt. Die IT-Verantwortlichen aller Ressorts bilden ein Gremium unter Leitung des CIOs mit beratender Funktion.
8. Einführung betriebswirtschaftlicher Steuerungsmethoden
Verwaltungs-IT muss nach betriebswirtschaftlichen Methoden gesteuert werden, z. B. durch strategische Ziele (Balanced Scorecard), kaufmännische Buchführung für Shared Service Center, Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling.
9. IT-Planungsrat als eigenständiges politisches Gremium
Diese Leitlinie der Studie ist bereits umgesetzt: Sie empfiehlt die Ausstattung des IT-Planungsrates als übergreifendes Bund-Länder-Gremium mit weitreichenden politischen Befugnissen. Der IT-Planungsrat wurde im April 2010 etabliert und setzt sich aus dem Bundes-CIO und den CIOs der Länder zusammen.
10. Nutzung von politischen Veränderungen
Die Umstellung der IT auf neue Governance-Strukturen bedarf großen Mutes und neuer Sichtweisen auf übergreifende IT-Zusammenarbeit. Günstige Zeitpunkte für die Neujustierung der IT sind Momente einer politischen Neuausrichtung, etwa nach Wahlen durch das Aufnehmen von IT-Themen in Koalitionsverträge oder bei Umstrukturierungen von Ressorts.




Dienstag, 8. März 2011

Bundes-CIO und der Wettbewerb zwischen Staat und Privat

Die IT-Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik hat letzte Woche den Abschluss einer neuen Vereinbarung mit Microsoft verkündet. Dieser ja nicht wirklich überraschende Schritt hat aber eine recht interessante Einschränkung:

Mit dem neuen Select-Vertrag werden der öffentlichen Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen auch weiterhin besonders günstige Konditionen für die flexible Beschaffung von Microsoft-Produkten eingeräumt. Der neue Konzernvertrag (Enterprise-Agreement) löst den bisherigen Konzernvertrag aus dem Jahr 2003 ab.Er ist Grundlage für die Ausstattung von Behörden mit weitgehend standardisierten Software-Paketen.Beide Verträge sind inhaltlich speziell auf die Bedürfnisse der öffentlichen Hand in der Bundesrepublik Deutschland zugeschnitten. 
Den Konditionenverträgen können wie bisher Behörden, Dienststellen und juristische Personen von Bund, Ländern und Gemeinden unter Beachtung des Vergaberechts beitreten, solange und soweit sie im Rahmen ihrer Kerntätigkeiten nicht Leistungen erbringen, die mit vergleichbaren Leistungen von Unternehmen der Privatwirtschaft im Wettbewerb stehen.
Quelle: http://goo.gl/Zin0Y 
Ab wann erbringt eine Behörde im Rahmen ihrer Kerntätigkeiten Leistungen, die mit Unternehmen der Privatwirtschaft im Wettbewerb stehen?

Wenn ich mir die Leistungen vieler IT-Dienstleister auf allen Verwaltungsebenen anschaue, gibt es ja hier doch sehr deutliche "Schnittmengen", d. h. Leistungen, die ein Unternehmen der Privatwirtschaft sicher vergleichbar leistet. Alleine Softwarelösungen, Beratungsangebote, RZ-Dienstleistungen, Hosting-Lösungen usw. stehen doch immer im Wettbewerb. Ab wann gelten solche Aufgaben dann als "Kerntätigkeit".

Ich habe eine entsprechende Frage via Email an den "Bundes-CIO" geschickt und gespannt, welche Antwort hier kommt.

Mittwoch, 2. März 2011

ITIL - Erfolgsfaktoren gestern, heute und morgen

Am 24. September 2007 – also heute vor 1255 Tagen – habe ich auf dem ersten FIT-ÖV einen Vortrag unter dem Titel „ITIL und die IT-Optimierung in der Öffentlichen Verwaltung“ gehalten. Ich habe damals mehren Herausforderungen, die in Projekten des IT-Servicemanagements relevant sein können, Ideen und Handlungsempfehlungen gegenübergestellt.

Mit Rückblick auf viele Gespräche und Projektsituationen in den letzten Jahren, finde ich, dass die meisten dieser Erfolgsfaktoren auch heute noch aktuell sind und nach wie vor immer wieder zu Problemen führen - übrigens nicht unbedingt nur in der Öffentlichen Verwaltung.

Hier ein kurzer Auszug - vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen in der Vorbereitung oder Reflektion laufender Vorhaben:

          Machen Sie Ihre IT-Führungskräfte mit gezielten Maßnahmen fit
          Setzen Sie konkrete und überprüfbare Implementationsziele
          Definieren Sie frühzeitig den IT-Servicekatalog
          Machen Sie die Ausgangssituation und den Handlungsbedarf sichtbar
          Erkennen Sie die organisatorische  Herausforderung frühzeitig
          Vergewissern Sie sich der Leitungsunterstützung
          Klären Sie den Gestaltungsbereich Ihres Projektes
          Legen Sie viel Wert auf gesteuertes Veränderungsmanagement
          Beteiligen Sie Spezialisten mit wirklicher Umsetzungserfahrung
          Definieren Sie Rollen und Verantwortlichkeiten realistisch
          Planen Sie die kontinuierliche Verbesserung von Beginn an ein

Der Vortrag ist auf der Website des FIT-ÖV unter http://goo.gl/xXhE4 auch im Ganzen abrufbar.
Haben Sie eine ähnliche Einschätzung?
Kennen Sie weitere Erfolgsfaktoren?

PS:
Der Artikel ist auch auf XING veröffentlicht und unter http://goo.gl/ySmsG

Herzlich Willkommen!

In diesem Blog möchte ich regelmäßig über neue Entwicklungen, Artikel, Netzfundstücke aus der Welt des IT-Servicemanagements berichten - mit speziellem Fokus auf die Öffentliche Verwaltung.